IGM Aktionstag - Weil das jetzt zählt!
- IG Metall fordert offensive Industriepolitik und Investitionen in Infrastruktur und Bildung
- Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg: "Wir setzen heute ein Zeichen, um der neuen Regierung und den Arbeitgebern klarzumachen, dass jetzt Zeit zu handeln und keine Zeit zu verlieren ist."
- Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall: "Die unproduktiven Abbau- und Verlagerungsfantasien müssen endlich aufhören! Wir brauchen jetzt Manager, die sich zum Standort bekennen, ihr Unternehmen nachhaltig für die Zukunft aufstellen und in einen großen Wurf investieren."
- Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern: "Die Menschen engagieren sich und kämpfen für ihre Zukunft. Das ist auch ein gutes Signal für unsere Demokratie."
Stuttgart. Die Industrie in Baden-Württemberg steckt inmitten eines tiefgreifenden Wandels. Viele Arbeitsplätze drohen ins Ausland verlagert oder ganz abgebaut zu werden. Der Wirtschaftsstandort ist in Gefahr, der Wohlstand der Menschen steht auf dem Spiel. Das nahmen am heutigen Samstag 25.000 Metallerinnen und Metaller aus Baden-Württemberg und Bayern zum Anlass, um ihre Forderungen an die Arbeitgeber und an die künftige Bundesregierung lautstark kundzutun. Unter dem Motto "Weil das jetzt zählt! Mein Arbeitsplatz. Unser Industrieland. Unsere Zukunft!" hat die IG Metall zu einem bundesweiten Aktionstag in fünf Städten aufgerufen. Insgesamt beteiligten sich fast 80.000 Beschäftigte an den Kundgebungen in Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig und Stuttgart.
Forderungen der IG Metall: Investitionen und faire Verteilung der Kosten
Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg, betonte in Stuttgart: "Es ist 5 vor 12! Deshalb setzen wir heute ein Zeichen, um der neuen Regierung und den Arbeitgebern klarzumachen, dass jetzt Zeit zu handeln und keine Zeit zu verlieren ist. Wir fordern gezielte Investitionen in zukunftssichere Arbeitsplätze, moderne Technologien und erneuerbare Energien. Der Wandel kostet - und diese Kosten müssen fair verteilt werden. Denn niemand darf zurückgelassen werden!" Es gehe um die Zukunft der Industrie in Baden-Württemberg und in Deutschland, um zig-tausende Arbeitsplätze und damit verbunden um ganze Existenzen und Familien - schlicht um unsere Zukunft, so die Gewerkschafterin.
Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, machte als Hauptredner auf der Stuttgarter Kundgebung deutlich: "Die Politik ist aufgewacht, hat den Ernst der Lage erkannt und die richtige Richtung eingeschlagen. Jetzt gilt es, diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen, das Tempo hoch und das Ziel im Auge zu behalten: eine starke Industrie, die weiterhin für sichere Arbeit und breiten Wohlstand in Deutschland sorgt." Auch die Arbeitgeber seien gefordert: "Die unproduktiven Abbau- und Verlagerungsfantasien müssen endlich aufhören! Wir brauchen jetzt Manager, die sich zum Standort bekennen, ihr Unternehmen nachhaltig für die Zukunft aufstellen und in einen großen Wurf investieren."
Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagte: "Die Sorge um ihre Arbeitsplätze treibt die Beschäftigten auf die Straße. Die Menschen engagieren sich und kämpfen für ihre Zukunft. Das ist auch ein gutes Signal für unsere Demokratie. Die Menschen haben die Überzeugung, dass sie etwas bewegen können. Zugleich ist das ein klarer Auftrag an die Politik, dass sie jetzt endlich liefern muss, um Industriearbeitsplätze zu sichern. Und es ist auch eine Ansage an die Arbeitgeber: Dort wo Unternehmen ihre Abbaupläne mit Brachialgewalt durchziehen wollen, werden die Beschäftigten Widerstand leisten."
Klare Forderungen an neue Bundesregierung
Konkret fordert die IG Metall Baden-Württemberg von den Unternehmen und der künftigen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg, eine Modernisierung der Infrastruktur und Beschleunigung von Genehmigungs- und Antragsverfahren, Investitionen in öffentliche Infrastruktur und eine Abkehr der Schuldenbremse sowie einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis, damit auch in Zukunft die Innovationen und Zukunftstechnologien aus Baden-Württemberg kommen.
Schuldenbremse darf keine Zukunftsbremse sein
Barbara Resch ergänzte: "Marode Brücken, gesperrte Straßen, stillgelegte Fabriken, vernachlässigte Schulen - der Investitionsstau ist überall sichtbar. Die Devise muss nun lauten: Investieren statt kaputtsparen. Die Sondierungen von Union und SPD gehen in die richtige Richtung. Das anberaumte Sondervermögen muss aber richtig investiert werden: in eine nachhaltige Industrie, in sichere Arbeitsplätze und in eine sozial gerechte Transformation." Sie führte fort: "Seit langem sagen wir Gewerkschaften, dass die starre Schuldenbremse in Zeiten der Transformation ein Irrweg ist, der korrigiert werden muss. Deshalb haben wir uns auf allen Ebenen für deren Reform eingesetzt."
Betriebsräte und IG Metall-Jugend fordern aktives Handeln
Wie die Lage konkret in den Betrieben ist, machten mehrere Betriebsräte aus der Automobil- und Zuliefererindustrie, der Baubranche, der Textil- und der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie deutlich und forderten endlich ein aktives Handeln der Politik und der Arbeitgeber. Auch die IG Metall-Jugend stellte die Herausforderungen dar, vor denen die junge Generation steht, und auch, was getan werden muss, damit die Kolleginnen und Kollegen von morgen eine gute Zukunft vor sich haben.
Die 25.000 Kolleginnen und Kollegen auf dem Stuttgarter Schlossplatz haben gemeinsam eine "Flamme der Solidarität" auf die Reise geschickt. Die Flamme wurde letztes Jahr in einer konzernweiten Aktion gegen den Stellenabbau bei Thyssenkrupp Steel von Standort zu Standort, von einer Belegschaft zur nächsten getragen. Nun soll sie durch die ganze Republik und möglichst viele Industriebetriebe geschickt werden. Geschmiedet in der Ausbildungswerkstatt von Thyssenkrupp wurden an allen fünf Kundgebungsorten gleichzeitig die Fackeln entzündet.
Für musikalische Unterhaltung sorgten der Stuttgarter Singer-Songwriter Max Herre und die Soul- und R&B-Sängerin Joy Denalane. Gemeinsam heizten sie der Menge ordentlich ein.
Petition "Zukunft statt Kahlschlag"
Mit der Petition "Zukunft statt Kahlschlag" sammelt die IG Metall seit Wochen Unterschriften, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Diese soll der neuen Bundesregierung nach deren Amtsübernahme übergeben werden.
Letzte Änderung: 18.03.2025